Der Römer Marcus Porcius Cato lebte in der
Antike – und ist dennoch bis auf den heutigen Tag nicht nur
Lateinlehrern präsent. Denn der Senator gilt als Musterbeispiel eines
Konservativen, der seinen Kurs auch in heftigem politischen Gegenwind
gehalten hat. Legendär ist der Satz, mit dem jede seiner vielen Reden
im Parlament endete: „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago
zerstört werden muss.“ Cato setzte sich schließlich durch. Steter
Tropfen höhlt eben selbst Granit.
Der deutschen Politik – besonders aber den deutschen Konservativen
– fehlt ein Cato. Natürlich keiner, der Kriege durchsetzt; aber
einer, der endlich der systematischen Zerstörung der wirtschaftlichen
Basis unseres Gemeinwesens Einhalt gebietet. Mit ständiger Mahnung,
ständiger Erinnerung und leider auch ein bisschen ständiger
Volkshochschule für seine Parlamentskollegen. Es geht um das Fach
„Sparen“.
Den Anfang könnte der neue Cato vielleicht mit dem folgenden
Schlusssatz jeder Rede machen: „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass
dieser Staat sofort weniger Geld ausgeben muss, als er einnimmt.“
Zugegeben: Der alte Cato hat kürzer formuliert. Aber vielleicht hatte
er ja schlicht ein sachkundigeres Publikum. Im Bundestag, in
Länderparlamenten und Kommunen muss unser Cato dagegen damit rechnen,
dass selbst die Experten schon vergessen haben, was Sparen bedeutet.
Da rühmt sich etwa ein Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble
damit, in einer absoluten Hochkonjunktur weniger neue Schulden zu
machen. Neue Schulden sind nicht Sparen. Da analysiert Priska Hinz,
die Grünen-Sprecherin für Haushaltspolitik, es fehle nach wie vor
eine Finanztransaktionssteuer. Höhere Steuern sind auch nicht Sparen.
Sparen heißt: Mit dem Geld auskommen, das der Bürger zur Verfügung
stellt – und davon etwas zurücklegen für schlechte Zeiten. Denn die
kommen sicher. Stattdessen schütten schon Generationen von Politikern
ein Füllhorn aus, dessen Inhalt ihnen nicht gehört. Auf Pump. Das
muss aufhören. Wo bleibt Cato?
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