stern: Wulff warb für Eventmanager Schmidt Sponsoren an – Geerkens beriet heutigen Präsidenten bereits bei Immobiliengeschäft vor elf Jahren

Bundespräsident Christian Wulff hat in seiner Zeit
als niedersächsischer Ministerpräsident dem Eventmanager Manfred
Schmidt zumindest indirekt bei der Sponsorensuche für private
Prominentenpartys geholfen. Wie das Hamburger Magazin stern in seiner
neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, sprach Wulff
seinerzeit den Vorstandschef des Hannoveraner Versicherungskonzerns
Talanx, Herbert Haas, auf den von Schmidt privatwirtschaftlich
organisierten sogenannten Nord-Süd-Dialog an. Wulff, der Schirmherr
der Veranstaltungsreihe war, habe Haas, „auf die Veranstaltung
aufmerksam gemacht“, teilte Talanx auf eine stern-Anfrage mit. Wulffs
damaliger Sprecher Olaf Glaeseker habe darauf „weitere Informationen“
übermittelt. Der Konzern entschied sich anschließend für ein
Sponsoring und steuerte für das Event im Dezember 2009 insgesamt
10.000 Euro bei.

Auch der Touristikkonzern TUI wurde von der Staatskanzlei auf die
Eventreihe hingewiesen und zahlte 2007 und 2008 je 25.000 Euro für
den Nord-Süd-Dialog. Glaeseker habe zuvor „auf die Veranstaltung und
die Möglichkeit eines Sponsorings aufmerksam gemacht“, bestätigte TUI
dem stern. Ausgelöst von einem Bericht von stern.de über kos-tenlose
Ferienaufenthalte von Glaeseker auf den Anwesen von Schmidt prüft die
Staats-anwaltschaft in Hannover inzwischen, ob sie ein
Ermittlungsverfahren gegen Wulffs Ex-Sprecher einleiten muss. Wie die
Staatskanzlei in Hannover dem stern mitteilte, lud Wulff als
Ministerpräsident persönlich am 30. Juni 2008 den Unternehmer Egon
Geerkens zu einer offiziellen Dele-gationsreise nach China und Indien
ein, die im Oktober 2008 stattfand. Kurz nach der Reise gewährte
Geerkens– Ehefrau Edith dem Ehepaar Wulff einen zinsgünstigen Kredit
über 500.000 Euro. Wulffs Anwälte gaben jetzt dem stern keine direkte
Antwort auf die Frage, warum Wulff Geerkens damals einlud. Der
Unternehmer sei „auf eigene Rechnung“ dabei gewesen, teilten sie
lediglich mit. Daher sei ihm „kein Vorteil gewährt“ worden.

Wie der stern weiter berichtet, beriet Egon Geerkens Wulff bereits
bei einem Immobiliengeschäft vor etwa elf Jahren. Ab dem Jahr 2000
suchte Wulff einen Käufer für das Haus seines Vaters in Westerkappeln
bei Osnabrück und fand ihn schließlich in dem Ma-lermeister Wiho
Pieper, einem CDU-Mitglied aus dem benachbarten Wallenhorst. Pieper
war zuvor selbst ein Geschäftspartner von Geerkens. 1996 führte er
für ihn Aufträge bei einem Bauprojekt in Berlin aus.

„Herr Geerkens unterstützte Herrn Wulff bei dem Verkauf der
Immobilie als väterlicher Freund, teilten Wulffs Anwälte dem stern
auf Fragen zu dem Hausverkauf in Westerkappeln mit. Dies sei aber
keine „beratende oder anderweitige Tätigkeit von Herrn Geerkens im
Sinne einer geschäftlichen Beziehung“ gewesen. Diese Betonung ist aus
Wulffs Sicht wichtig, weil er dem niedersächsischen Landtag im
Februar 2010 hatte erklären lassen, in den zehn Jahren zuvor keine
Geschäftsbeziehung mit dem Unternehmer unterhalten zu haben.

Pressekontakt:
stern-Reporter
Hans-Martin Tillack
Telefon 030-20224-0

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