Stuttgarter Zeitung: Kommentar zu Brasilien/Proteste

Die brasilianische Wirtschaft hat, auch wenn sie
jetzt schwächelt, ein geradezu goldenes Jahrzehnt hinter sich. Warum
dann also plötzlich Proteste von historischem Ausmaß? Die im
Vergleich zum Einkommen absurd hohen Fahrpreise sind natürlich ein
Grund in sich, ebenso die Milliarden Euro für die Sportstadien. Aber
das Unbehagen reicht weiter. Offenbar empfinden immer mehr
Brasilianer, dass über ihren Kopf hinweg entschieden wird. Durch
kungelnde Parteien fühlen sie sich nicht mehr vertreten. Der Kontrast
zwischen der forsch bis ruppig auftretenden Präsidentin Rousseff und
ihrem väterlich-versöhnlichen Vorgänger Lula mag ebenfalls eine Rolle
spielen. Es kann gut sein, dass die Protestbewegung bald an Brisanz
verliert. Aber diese Kluft ist deshalb noch lange nicht geschlossen.

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