Der Fall Schavan ist kein neuer Fall Guttenberg.
Der Ex-Verteidigungsminister hatte bei seiner Dissertation so
umfassend, so offensichtlich abgeschrieben, dass er sein Amt nicht
weiter ausüben konnte. Seine Demission war zwingend. Ob die
Doktorarbeit der Bundesbildungsministerin tatsächlich als Plagiat zu
bewerten ist, bleibt dagegen umstritten. Wichtige Stimmen aus der
Wissenschaft stehen Annette Schavan bei, zudem war das Vorgehen
ihrer ehemaligen Universität selbst nicht ohne Fehl und Tadel.
Die Philosophische Fakultät der Uni Düsseldorf hat nun ein
förmliches Verfahren zu der Frage eingeleitet, ob Schavan der
Doktortitel aberkannt werden muss. Am Ende dieses Verfahrens kann
auch die Entlastung der Ministerin stehen – so wie im Fall des
niedersächsischen Kultusministers Bernd Althusmann. Dem attestierte
die Universität Potsdam zwar eine Vielzahl formaler Mängel, sah aber
kein verwerfliches wissenschaftliches Fehlverhalten.
Althusmann, zeitweise Vorsitzender der Kultusministerkonferenz,
blieb während der Neu-Prüfung seiner Dissertation im Amt. Mit dem
selben Maßstab sollte auch Annette Schavan gemessen werden. Ihre
Autorität als Ministerin ist durch das Verfahren an der Uni
Düsseldorf ohne Zweifel angekratzt. Aber ihre Glaubwürdigkeit ist
nicht so stark beschädigt, dass sie im Amt handlungsunfähig wäre.
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