Die FDP – angesichts miserabler Umfragewerte seit
Monaten ohnehin in großer Unruhe – befindet sich nach den
Wahlschlappen vom Sonntag gänzlich im geistigen Ausnahmezustand.
Anders ist der radikale Kurswechsel in der Atompolitik nicht zu
erklären. Eben noch Fürsprecher möglichst langer Laufzeiten, können
die Reaktoren nach Meinung der Liberalen nunmehr gar nicht schnell
genug vom Netz. Der Partei fehlt jede Orientierung. Der Vorsitzende,
der den Kurs vorgeben sollte, hat alle Hände voll zu tun, seinen
eigenen Kopf zu retten. Und es wird immer unwahrscheinlicher, dass
Guido Westerwelle dies gelingt. Zwar halten sich mögliche Nachfolger
noch bedeckt; doch in der Partei wächst der Unmut, die Jüngeren
fordern bereits unverhohlen personelle Konsequenzen. Sollte
allerdings die unzufriedene liberale Basis glauben, mit einem
Personalwechsel an der Spitze allein sei der Umschwung schon
geschafft, so liegt sie falsch. Will die FDP auf Dauer ihren Platz in
der Politik verteidigen, muss sie sich aus der Nische der Partei für
Reiche, Unternehmer und Atomlobbyisten befreien. Dazu braucht es
einen langen Atem. Und keine hektischen Kurswechsel.
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