Viele MigrantInnen senden regelmäßig Geld in ihr
Herkunftsland, um ihre Familienangehörigen zu unterstützen. Für viele
Familien in Entwicklungsländern stellen diese Überweisungen die
Haupteinnahmequelle dar. Doch wenn MigrantInnen für diese
Heimatüberweisungen (engl. Remittances) eine reguläre Banküberweisung
nutzen, müssen sie hohe Gebühren zahlen. Darüber hinaus sind die
Transfers häufig umständlich, intransparent und dauern zu lang. Das
Bonner SÜDWIND-Institut verweist in einem neuen Projekt auf das große
Potential von Heimatüberweisungen in Bezug auf Armutsbekämpfung und
Entwicklungschancen. Deshalb fordert SÜDWIND eine Modernisierung
dieser Geldtransfers und mehr Transparenz für EmpfängerInnen und
SenderInnen.
Im Jahr 2017 überwiesen MigrantInnen über 440 Mrd. US-Dollar in
Entwicklungsländer. Das ist das Dreifache der Summe, die die
Industrieländer insgesamt als öffentliche Entwicklungszusammenarbeit
(ODA) zur Verfügung gestellt haben. Etwa 800 Mio. Menschen in
Entwicklungsländern werden von diesen Heimatüberweisungen direkt
unterstützt. Mehr noch: Für viele Familien stellen
Heimatüberweisungen bis zu 60 Prozent ihres Einkommens dar. Sie
werden größtenteils für Ausgaben des unmittelbaren Bedarfs (Essen,
Obdach, Kleidung oder Gesundheit) verwendet.
Doch zum derzeitigen Zeitpunkt sind Geldüberweisungen in Länder
des Globalen Südens zu teuer. Schon der weltweite Durchschnittspreis
von etwa 14 US-Dollar bei einer Überweisung von 200 US-Dollar ist
definitiv zu hoch. Geldtransfers zwischen bestimmten Ländern in
Subsahara-Afrika können bis zu 20 Prozent des gesendeten Betrags
kosten. Mit 7,2 Prozent durchschnittlichen Kosten für eine
Überweisung von Deutschland ins Ausland liegt die Bundesrepublik
nicht nur über dem weltweiten Durchschnitt – sie ist nach
Großbritannien auch das teuerste Land innerhalb der Europäischen
Union. „Es kann nicht sein, dass eine Überweisung nach Honduras mehr
als drei Tage dauert und neben den ohnehin schon hohen Gebühren, die
meine Bank mir in Rechnung stellt, auch noch Gebühren für den
Empfänger anfallen“, sagt Dr. Pedro Morazán von SÜDWIND, der seit 30
Jahren in Deutschland lebt, und regelmäßig Geld an Familienangehörige
in Honduras überweist.
Das Potential von Heimatüberweisungen wurde in den vergangenen
Jahren von nationaler und internationaler Politik anerkannt. So
einigten sich die G20 im Jahr 2014 darauf, „Nationale Pläne für
Heimatüberweisungen“ (NRP) mit Handlungsempfehlungen zur Senkung der
Kosten zu entwickeln. Auch die „Agenda 2030 für nachhaltige
Entwicklung“ formuliert das Ziel, bis 2030 die weltweiten
durchschnittlichen Kosten auf drei Prozent zu senken (SDG10c). Der
Global Compact for Migration der Vereinten Nationen, dessen erster
Entwurf von SÜDWIND kommentiert wurde, beschäftigt sich mit dem Thema
Heimatüberweisungen: Das Ziel 20 fordert günstigere, schnellere und
sicherere Heimatüberweisungen. „Die Ziele sind gut formuliert. Was
nun fehlt, ist ein breit angelegter Dialog zwischen allen relevanten
AkteurInnen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Diaspora,
um sie auch zu erreichen“, so Morazán weiter.
Dafür stellt SÜDWIND nun ein erstes Fact Sheet zum Thema
Heimatüberweisungen vor, das erste Lösungsansätze bietet. Zudem wird
im Rahmen des von Engagement Global und der Stiftung Umwelt und
Entwicklung geförderten Projekts im Frühjahr eine umfangreiche Studie
zum Thema erscheinen.
Darüber hinaus laden SÜDWIND und die Stadt Bonn am 05. Juni 2018
im Rahmen der Europäischen Nachhaltigkeitswoche und im Vorfeld des
International Day for Family Remittances zu einer
Kooperationsveranstaltung „Geld in Bewegung – Warum
Heimatüberweisungen billiger, schneller und sicherer werden müssen“
ein. Anmeldung und Programm unter:
https://doo.net/veranstaltung/20506/buchung
Pressekontakt:
Pedro Morazán
SÜDWIND e.V.
Tel.: 0228 – 763 698 12
E-Mail: morazan@suedwind-institut.de
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