Südwest Presse: KOMMENTAR · PRAXISGEBÜHR

Noch ein Vorschlag

Gesundheitsminister Bahr will eine Reform, die Kanzlerin nicht.
Unions-Fraktionschef Kauder hat eine andere Idee. Finanzminister
Schäuble weiß hingegen, was er möchte: Zwei Milliarden Euro des
Bundeszuschusses sollen zurückfließen. Vorschläge und die Debatten
darüber gehören zum politischen Geschäft. Deshalb gleich noch einer:
Die Praxisgebühr abschaffen. Sie hat nur eines bewirkt: Sozial
Schwache gehen seltener zum Arzt und verschleppen Erkrankungen, die
später viel kostspieliger zu behandeln sind. Und wenn diese unnötige
Einzugsbürokratie, die Arztpraxen und Kliniken unentgeltlich für die
Krankenkassen erledigen, zurückgeführt wird, sollte die schwarz-gelbe
Regierung – wie vor der Wahl versprochen – endlich den gewaltigen
Bürokratismus im Gesundheitswesen auf sein Mindestmaß eindämmen. Da
wäre Patienten, Ärzten und ihren Mitarbeiterinnen wirklich geholfen.
Die Zahl der Krankenkassen ist gewaltig geschrumpft, nicht aber ihre
Apparate. Die kosten mehr als neun Milliarden Euro. Und wofür erhält
ein Kassenchef einen Gehaltsbonus? Aufgebläht haben sich
kassenärztliche Vereinigungen samt Gehälter und Pensionen für die
Funktionäre. Da legt manch Chef auf Christian Wulffs Ehrensold noch
ein Drittel drauf. Die Politik muss dafür sorgen, dass die
Funktionäre des Gesundheitswesens wieder ihre Aufgaben wahr- und
ernstnehmen: Sie sind Treuhänder der Versichertenbeiträge.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218