Kein Platz für Heroisches
Deutschland sucht derzeit Anschluss an den kriegführenden Teil der
Welt – zumindest verbal. Davon zeugen etliche starke Äußerungen des
Verteidigungsministers Thomas de Maizière. Doch seine neueste
Offensive droht zum Rohrkrepierer zu werden: Nach Ehrenmal,
Gefechtsmedaille und der Etablierung des Begriffs „Helden“ durch
Amtsvorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg soll nun auch noch ein
Veteranentag her. Den Soldaten könnte das einen Bärendienst erweisen.
Denn das oft beklagte freundliche Desinteresse, wie es der ehemalige
Bundespräsident Horst Köhler genannt hat, beruht auf einer historisch
begründeten Distanz zu allem Militärischen. Diese könnte wachsen, je
tiefer sich Politiker und Militärs in ihrer abgeschlossenen Welt der
Ehrbezeugungen verlieren. Anders als andere Staaten hat Deutschland
nach zwei verheerenden Kriegen keine ungebrochene militärische
Tradition, an die sich anknüpfen ließe. Für Heroisches gibt es keinen
Platz mehr. Jahrzehnte hat man sich zu Recht daran gehalten. Wer das
negiert, provoziert jene Schlacht, die sich soeben anbahnt: Wer ist
wann und wie zu ehren? Gemeinsam oder nach Epochen getrennt? Das ist
unwürdig, es wird den Opfern nicht gerecht – und auch nicht denen,
die täglich im Einsatz ihr Leben riskieren. De Maizières Vorschlag
gehört dorthin, wo er ihn ausgegraben hat: In die Mottenkiste der
militärischen Traditionspflege.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218