An drei Kilometern Autobahn ist ein rot-grünes Bündnis
nicht gescheitert. Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann und
SPD-Platzhirsch Klaus Wowereit haben vor, während und nach der
Berlin-Wahl das Straßenstück zum Gesichtswahrer-Test stilisiert. Da
konnte der eine nicht vom Nein, der andere nicht vom Ja lassen. Über
so viel Sturheit staunt der Berliner, und den Mitgliedern beider
Parteien bleibt die Spucke weg. Wer hat mehr Schuld an dem rot-grünen
Scherbenhaufen, der gar nicht in die Landschaft passt? Dem SPD-Linken
Wowereit sagt man schon länger ein Aber gegen die Spree-Grünen nach.
Vielleicht fürchtete der Strahlemann aber auch, dass ein Schatten auf
sein Image fällt, wenn das neue Bündnis Abstimmungen verliert. Bei
seiner Wahl 2006 verweigerten ihm zwei rot-rote Abgeordnete zunächst
die Gefolgschaft. So funktioniert wohl Politik: Was menschlich nicht
zusammenpasst, gehört auch sachlich nicht zusammen. Eröffnet eine
rot-schwarze Koalition in Berlin nun neue bundespolitische
Farbenspiele? Wohl kaum. Die SPD dürfte – was Koalitionen angeht –
ihre Lehre aus der Wahl 2009 gezogen haben. In einer Allianz mit
Angela Merkels Union wird sie wenige Stimmen hinzugewinnen. Einem
grünen Juniorpartner ginge es – die Piraten im Nacken – kaum anders.
Sollte Schwarz-Gelb scheitern, bieten Neuwahlen bessere Chancen. Und
was danach an Bündnissen möglich ist, bleibt vorerst Wahlgeheimnis.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218