Südwest Presse: Kommentar zu Schlecker

Welch eine Ohrfeige für die 11 740 Mitarbeiter der
insolventen Drogeriemarktkette Schlecker, die um ihre Existenz bangen
müssen: Der Bund in Gestalt des liberalen Wirtschaftsministers
Philipp Rösler lehnt eine Zwischenfinanzierung der
Transfergesellschaft in Höhe von 70 Millionen Euro ab. Mit dem
lapidaren Hinweis, Schlecker sei kein Mittelständler. Deshalb gibt es
keinen Kredit der staatlichen KfW-Bank. Punkt. Diese Haltung zeigt
einmal mehr, wie wichtig es in Deutschland ist, über eine
entsprechende Lobby zu verfügen. Denn im Jahr 2009, daran wird sich
in Berlin hoffentlich noch der eine oder andere Politiker dunkel
erinnern, sprang die KfW auch ein, um Jobs zu retten. Damals ging es
um einen Überbrückungskredit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, den
sich Bund und vier Bundesländer aufteilten. Der Kreditnehmer war
übrigens auch alles andere als ein Mittelständler, es sei denn dieser
Begriff wird in Berliner Kreisen branchen- und standortabhängig
unterschiedlich definiert. Es ging um Opel, den von der US-Mutter
General Motors im Stich gelassenen, darbenden Autohersteller. Selbst
die Kanzlerin schaffte es damals nach Rüsselsheim, um der Belegschaft
den Rücken zu stärken. Im Fall Schlecker ist die Lage anders: Die
Mitarbeiter, darunter vor allem Frauen, verteilen sich über ganz
Deutschland. Schwierig für einen schicken Fototermin und offenbar
nicht wert, Existenzängste über ordnungspolitische Floskeln zu
stellen.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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