„An mir kommt niemand vorbei“, tönt der mächtige
Schwarze Ritter in einer berühmten Szene der Filmkomödie „Ritter der
Kokosnuss“. Wenig später liegt der stolze Schwertkämpfer besiegt am
Boden, Arme und Beine abgeschlagen. „Na gut“, sagt er da zu seinem
Gegner, „einigen wir uns auf Unentschieden.“ So ähnlich ist die
Öffnung des Sportwettenmarkts zu verstehen, die die
Ministerpräsidenten gestern verkündet haben. Die Länder, die als
Hüter des Glücksspiel-Monopols längst am Boden liegen, haben sich ein
erstes, behutsames Zugeständnis abgerungen: Fünf Jahre lang dürfen
private Anbieter nun bei den Sportwetten mitmischen, unter strengsten
Auflagen und in einer Art befristetem Feldversuch. Es ist ein
wichtiger Schritt in Richtung eines rationaleren, stimmigeren
Glücksspiel-Rechts. Der Politik blieb auch keine andere Wahl. 95
Prozent der Sportwetten-Umsätze fließen in rechtlichen Grauzonen am
Staat vorbei. Von Monopol keine Spur: Im Internet und halblegalen
Wettbüros wird kräftig gezockt. Anbieter im Ausland machen Kasse, der
Staat sieht machtlos zu. Länder wie Schleswig-Holstein plädieren
daher schon lange dafür, das Monopol mittels Lizenzen zu lockern – um
den Graumarkt in den Griff zu bekommen und staatliche Einnahmen zu
stabilisieren. Dieser Weg ist auch mit Blick auf EU-Recht sinnvoll.
Wenn Deutschland ihn in kleinen Schritten geht, ist daran nichts
auszusetzen. Bei allem Schielen auf Millionen-Einnahmen sollte nur
eines nicht vergessen werden: Der eigentliche Zweck, Glücksspiel zu
regulieren, ist die Suchtbekämpfung. Leider hat man nicht den
Eindruck, als wäre das den Länderfürsten wichtig.
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Lothar Tolks
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