Südwest Presse: Kommentar zum Öffentlichen Dienst

Wenn selbst der oberste Beamtenvertreter der Republik
über immer noch vorhandenen Muff in den Amtsstuben lästert, lässt das
aufhorchen. Einen attraktiven Arbeitsplatz beschreibt man anders.
Dabei wird der demografische Wandel auch den öffentlichen Dienst
treffen – und zwar mit voller Wucht. Fast jeder fünfte Staatsdiener
geht innerhalb der nächsten zehn Jahre in den Ruhestand. Selbst wenn
sich der schon entschlackte Staat weiter auf Diät setzt und den
Personalabbau der vergangenen Jahre fortführt, steht er vor dem
Problem des Fachkräftemangels. Vorteile bietet eine Beschäftigung im
öffentlichen Dienst nach wie vor: einen sicheren Job, geregelte
Arbeitszeiten, gute Altersvorsorge. Doch der Kampf um die klugen
Köpfe wird sich in absehbarer Zeit zuspitzen. Dann dürften im
Abwägungsprozess vieler junger Menschen die Nachteile überwiegen.
Dass man im öffentlichen Dienst nicht gerade reich wird, ist nur
einer davon. Starre Hierarchien, geringe Aufstiegschancen und
mangelnde Entscheidungskompetenzen fördern nicht gerade die
Attraktivität. Mit ein bisschen frischer Farbe im Amt lässt sich
dieser teamfeindliche Mief nicht vertreiben. Der Bund hat erste,
zukunftsweisende Schritte eingeleitet, um seinen Bedarf an gutem
Personal auch künftig decken zu können. So sollen etwa
Kinderbetreuungszeiten bei der Anerkennung der Berufserfahrung von
Beamten künftig berücksichtigt werden. Um das Image des öffentlichen
Dienstes dauerhaft zu verbessern, muss aber weit mehr passieren. Ein
Betriebsklima, das Motivation fördert, nicht bremst, kann bei der
Berufswahl ausschlaggebend sein.

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Lothar Tolks
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