Südwest Presse: Kommentar zur Bundeswehr

Hauptsache billig. Dass die Ökonomisierung aller
Lebensbereiche vor der Bundeswehr nicht Halt macht, ist spätestens
bekannt, seit Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU)
Sicherheitspolitik nach Kassenlage macht. Nun hat den Minister das
forsche Tempo eingeholt, mit dem er die Schrumpfung der Truppe
vorantreibt. Denn zum bereits beschlossenen Ende der Wehrpflicht am
1. Juli drohen offenbar Personalengpässe, die es schleunigst
aufzufüllen gilt. Als ob diese Fehleinschätzung der Lage nicht schon
peinlich genug wäre, setzt das Ministerium nun noch einen drauf:
Richten sollen es Ausländer, weil diese – man höre und empöre sich –
einem Positionspapier zufolge über die in einzelnen Bereichen
erwünschte niedrige Qualifikation verfügen. Ein verbaler
Rohrkrepierer, der Fragen aufwirft: Kann es sich ein Ministerium
leisten, Mitbürger ohne deutschen Pass unverhohlen als ungebildete
Billiglöhner einzustufen? Und wo bleibt in diesem obskuren Konzept
der Soldat der Zukunft, der bekanntlich kein dumpfer Krieger sein
soll, sondern selbstbewusst, intelligent und sensibel für fremde
Kulturen in Auslandseinsätze geht? Dass die Bundeswehr als
Arbeitgeber attraktiver werden muss, um im Wettbewerb um gute Köpfe
zu bestehen, ist unbestritten. Dazu gehören angemessene Bezahlung,
Versorgung von Soldaten und Hinterbliebenen und einiges mehr – nicht
aber unausgegorene Ideen. Als Söldner unter fremder Flagge zu
kämpfen, ist in vielen Teilen der Welt üblich. Dem Gedanken
bürgerschaftlicher Freiwilligkeit spricht es Hohn. Und einer
Parlamentsarmee wie der Bundeswehr ist es schlicht unwürdig.

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Lothar Tolks
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