Südwest Presse: Kommentar zur Landtagswahl

Baden-Württemberg und ein schwarzer Ministerpräsident,
das gehört seit sechs Jahrzehnten zusammen wie Äffle und Pferdle oder
Linsen und Spätzle. Insofern ist schon die realistische Möglichkeit,
dass es morgen einen anderen Wahlsieger geben könnte als den
CDU-Amtsinhaber, eine neue Erfahrung für die meisten Wähler. Dazu
kommt noch die Ungewissheit, ob Stefan Mappus die Villa Reitzenstein
im Fall des Falles einem roten oder einem grünen Nachfolger zu
übergeben hätte – das gibt–s nur einmal im Südwesten. Überzeugte
Nichtwähler, die gern behaupten, dass Wahlen sowieso nichts
verändern, haben es wirklich schwer diesmal. Denn neben der
personellen Alternative stehen auch in der Sache ausgesprochen
unterschiedliche Entwürfe zur Wahl. Ob beim von der Naturkatastrophe
in Japan gesetzten Thema 1, der Atomkraft, ob beim Fortgang der
Stuttgart-21-Planung, ob bei Schule oder Schulden – alles wichtige
Entscheidungen, über die die Landespolitik mitzubestimmen hat. Ein
Ignorant, wer nicht die Unterschiede erkennt zwischen den Parteien
und Kandidaten. Die Bedeutung dieser Wahl wird auch unterstrichen
durch die Auswirkung, die sie (weit mehr als die in Rheinland-Pfalz)
haben wird auf Angela Merkel und ihre schwarz-gelbe Koalition in
Berlin – so oder so. Um es mit Theodor Heuss zu sagen, erster
Kultusminister dieses Landes und späterer Bundespräsident: Nun wählt
mal schön.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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