Nein, zum Nulltarif ist gute Pflege nicht zu haben.
Aber es gibt Pflegeheime, denen es gelingt, ältere Menschen samt
ihrer Gebrechen mit dem vorhandenen Geld so zu versorgen, dass sie
sich wohlfühlen. Und da sind nicht nur die Bewohner zufrieden. Auch
die Pflegekräfte haben Zeit, menschenwürdig mit den Senioren
umzugehen. Diese gut geführten Heime schreiben überdies schwarze
Zahlen. Gesundheitsminister Daniel Bahr sollte also nicht in ein
Projekt starten, das den Namen Reform tragen soll, wenn ihm als
Erstes einfällt, die Beitragsgelder der Versicherten zu erhöhen.
Seinen zweiten Vorschlag, eine zusätzliche, kapitalgedeckte
Pflegeversicherung einzuführen, sollte er gleich ganz aufgeben. Mit
Staatsanleihen – die Säulen solcher Versicherungen – wird spekuliert,
Herr Bahr. Mit instabilen Kapitalmärkten darf man das Pflegerisiko im
Alter gewiss nicht absichern. Sonst hat man aus den Finanzkrisen der
vergangenen fünf Jahre nichts gelernt. Jede ernsthafte Reform einer
Sozialversicherung muss zunächst eins leisten: Alle Beteiligten
müssen offenlegen, wofür Versicherten- und Eigenbeiträge in den
Heimen ausgegeben werden. Danach ist sicherzustellen, wie viel
Bürokratie notwendig ist und welche unsinnigen Vorgaben abzubauen
sind. Das schafft viel Zeit für eine menschenwürdige Betreuung.
Kümmern sich die Angehörigen noch um die Betagten, reicht das Geld,
das diese Gesellschaft in die Pflege steckt.
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Südwest Presse
Lothar Tolks
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