Südwest Presse: Ulm. KOMMENTAR zu JUGENDARBEITSLOSIGKEIT Ausgabe vom 22.05.2012

Ulm. KOMMENTAR zu JUGENDARBEITSLOSIGKEIT Ausgabe vom
22.05.2012 Die ILO stößt mit ihrem Bericht zur weltweiten
Jugendarbeitslosigkeit mitten hinein in die politischen
Gipfeldiskussionen um rigides Sparen oder Investieren. Wohl an kaum
einem anderen Punkt lassen sich die knallharten Folgen der
Wirtschafts- und Finanzkrise so konkret ablesen wie an der
perspektivlosen Lage vieler junger Menschen insbesondere in
Südeuropa. Früher richtete der industrialisierte Westen den Blick gen
Afrika oder Südostasien, ging es um „verlorene“ Generationen. Jetzt
ist es die Jugend mitten unter uns, im reichen Europa, deren
wichtigste Jahre verloren gehen. Die Zahlen der ILO sind verheerend,
noch schlimmer aber ist die Einschätzung, dass es sich nicht um eine
kurze, wenn auch schmerzhafte Phase handelt, sondern um ein länger
anhaltendes Problem. Was das für das Leben der Betroffenen bedeutet,
ist eines der traurigsten Kapitel in der jüngeren Entwicklung
Europas. Viele gut ausgebildete Fachkräfte etwa in Spanien, die noch
vor wenigen Jahren auf ein weit besseres Leben als das ihrer Eltern
hoffen konnten, müssen sich mit Praktiken und Hilfsjobs über Wasser
halten oder Staat und Familie auf der Tasche liegen. Ganze
Generationen drohen, die Prekariatslaufbahn einzuschlagen. Und weil
so viele Jobsuchende auf die schwachen Arbeitsmärkte drängen, wird
sich die Lohnspirale nach unten drehen – mit wiederum schwerwiegenden
Folgen. Ein Teufelskreislauf. Sparen ist notwendig, darf aber nicht
zur Selbstzerstörung führen. Job- und Konjunkturprogramme können –
zeitlich befristet – Impulse geben und die Misere abdämpfen. Aber:
Nur eine stabile Wirtschaft kann echte Zukunft bieten.

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Lothar Tolks
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