Für Aufklärung wollte Christian Wulff sorgen. Und
für Transparenz. Doch schon einen Tag nach dem vermeintlichen
Befreiungsschlag wird das Versprechen zum Rohrkrepierer. Das
Staatoberhaupt liefert sich jetzt einen Kleinkrieg mit der
Bild-Zeitung. So weit ist es schon gekommen. Darüber könnte man nur
noch lachen, wäre es nicht tief traurig. Wer berät den Mann? Als
Wulff vor einem Millionenpublikum verkündete, sein Anruf beim
Chefredakteur des Boulevard-Blatts habe nur der Verschiebung eines
unangenehmen Berichts gedient und nicht etwa seiner Verhinderung,
muss ihm doch klar gewesen sein, dass es einen Beleg für oder gegen
seine Worte gibt. Die Mailbox eben jenes Chefredakteurs.
Wenn Wulff nun eine Veröffentlichung der Passage ablehnt, dann
stärkt er genau jenen Verdacht, den er doch eigentlich zerstreuen
will – eine Zensur der Berichterstattung auszuüben. Der weitere
Verlauf ist abzusehen: Aus den Äußerungen Wulffs sind bereits wohl
dosiert einzelne Worte in die Öffentlichkeit gelangt. Warum sollte es
der Rest nicht auch noch schaffen? Zumal die rechtlichen Hürden dafür
sicher nicht unbezwingbar wären. Das öffentliche Interesse daran ist
jedenfalls groß. Indem Wulff den Mantel des Schweigens darüber
ausbreiten möchte, wird er erst recht zum Getriebenen des Boulevards.
Die Bild-Zeitung ist sicher alles andere als eine Säulenheilige. Aber
Wulff macht es ihr leicht. Sein Krisenmanagement steuert auf einen
neuen Tiefpunkt zu. Wie lange kann Wulff das noch aushalten? Wie
lange kann sein Amt das noch aushalten? Vielleicht sollte Angela
Merkel doch die Reißleine zeihen. Besser ein Ende mit Schrecken als
ein Schrecken ohne Ende.
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Trierischer Volksfreund
Thomas Zeller
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