Vermutlich erwartet nicht einmal Musk selbst, dass man ihn damit ernst nimmt. Das Problem ist nur, dass dieser Musk als Chefeinflüsterer des künftigen US-Präsidenten Donald Trump agiert. Hier äußert sich also nicht der reichste Mann der Welt privat, sondern eine Schlüsselfigur im Trump-Team. Ein Mann, der ohne formelles Regierungsamt die US-Behörden umkrempeln soll und damit die Regulierung seiner eigenen Firmen stark einschränken darf. Was Musk auch in Europa gern so hätte – wohl daher sein Feldzug gegen „erdrückende Vorschriften“.
Aber Musks – und Trumps – Strategie lässt sich nicht auf ein so einfaches Kalkül begrenzen. Trump hat wie dann auch Musk den Brexit-Frontmann Nigel Farage hofiert, jetzt huldigt Musk einer Partei, die gegen EU und Nato agitiert. Maximales Chaos lautet die Parole, Zerschlagung internationaler Strukturen, Demütigung der – bisherigen – Partner, um ihnen dann aus der Position des Stärkeren „Deals“ aufzudrücken. Je bizarrer die Attacken sind, desto besser aus Sicht ihrer Urheber: Trump fantasiert über einen Kauf von Grönland und einen US-Beitritt Kanadas, Musk beleidigt den deutschen Bundeskanzler per X als „unfähigen Idioten“ und missachtet mit seiner Einmischung in den deutschen Wahlkampf die Integrität der deutschen Demokratie.
Vielleicht hofft Musk als Lohn auf gut Wetter im eigenen Land, wo er wegen seines Rufs nach Fachkräfte-Immigration und der Billigung eines Posts über „zurückgebliebene“ US-Bürger unter Druck steht. Außenpolitische Rüpelei mag helfen, die innenpolitischen Risse zu kitten. Um den Preis, dass die USA jene internationale Glaubwürdigkeit gefährden, die sie so stark gemacht hat: Selbstverzwergung statt der versprochenen Großartigkeit.
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