Drei Jahre noch bis zum Ende der Ära von OB
Christian Ude (62). Die Münchner SPD stellt bereits jetzt die Weichen
für die Wahl seines Nachfolgers im Frühjahr 2014: Der „Club der
Kandidaten“ ist seit gestern geschlossen: Mit Wirtschaftsreferent
Dieter Reiter, Sozialreferentin Brigitte Meier und
Rathaus-Fraktionschef Alexander Reissl gehen drei Bewerber auf die
parteiinterne Ochsentour, um Stadtoberhaupt zu werden. Aus dem Rennen
ist Münchens SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann: Er verzichtet auf eine
Kandidatur, gibt aber den Takt vor im Kampf ums Chefbüro im Rathaus.
In der tz erklärt er die roten Baustellen, die auf dem Weg zum
erklärten Ziel Doppelsieg – stärkste Fraktion und OB-Sessel –
abzuarbeiten sind: Baustelle Kandidatenfindung: Wer in München für
die SPD antritt, hat gute Chancen, OB zu werden. Thomas Wimmer (1948
– 1960), Hans-Jochen Vogel (1960 – 1972), Georg Kronawitter (1972 –
1978, 1984 – 1993) und Christian Ude (seit 1993) haben der Stadt
ihren Stempel aufgedrückt. Auch 2014 geht der SPD-Kandidat wohl als
Favorit ins Rennen. Dementsprechend hart müssen sich Reiter (52),
Meier (46) und Reissl (53) den Job verdienen. Sie werden sich bis
September in allen 44 Ortsverbänden vorstellen. „Es geht um den
Erfolg der SPD und nicht darum, wer Karriere macht“, nimmt Pfaffmann
das Trio in die Pflicht. Baustelle Nominierungsverfahren:
Mitgliederbefragung, Delegiertenbeschluss oder gar offene Vorwahlen?
„Wir diskutieren alle Optionen. Weil man in letzter Zeit gesehen hat,
wie wichtig es ist, die Menschen bei politischen Entscheidungen
mitzunehmen“, sagt Pfaffmann. Bis Oktober solle das Vorgehen geklärt
sein. Spätestens Anfang 2012 werde feststehen, wer der rote
OB-Bewerber ist. Baustelle „grüner Aufschwung“ in der Republik: Die
Grünen sind im Stimmungs- und Stimmenhoch. Spätestens seit dem
Ministerpräsidenten-Coup durch Winfried Kretschmann im konservativen
Baden-Württemberg wittert auch die Münchner Ökopartei die Chance, den
OB stellen zu können. Pfaffmann bleibt gelassen. „Wir hatten in
Baden-Württemberg eine Sondersituation mit den Themen Stuttgart 21
und der Atomdebatte. Das lässt sich nicht auf München übertragen.“
Das grüne Kandidaten-Casting – mit nicht bindenden Vorwahlen – hält
der SPD-Chef für „chaotisch“. Es sei der „verzweifelte Versuch, den
Alleinvertretungsanspruch von Bürgermeister Hep Monatzeder zu
verbinden mit den Vorschlägen aus der Partei, die sich aber noch
nicht erklärt hat. Die haben keinen Grund, zum Vorlaut sein!“
Baustelle Koalitionspartner: Trotz des Knirschens im rot-grünen
Rathaus-Gebälk stellt Pfaffmann fest: „Wir haben eine erfolgreiche
Koalition, das älteste rot-grüne Bündnis in Deutschland. Rot-Grün ist
sehr gut für München und kann auch ein Zukunftsmodell sein.“ Oder
auch ein Modell mangels Alternativen, denn: „Ich kann mir derzeit
nicht vorstellen, mit der CSU oder FDP in einer Koalition zusammen zu
arbeiten“, sagt Pfaffmann. Kategorisch ausschließen wolle er jedoch
kein Bündnis. Auch wenn deutlich wird, was er von den Schwarzen hält:
„Wo ist denn die CSU, wo sind die eigentlich? Ich nehme zur Kenntnis,
dass Seppi Schmid Kandidat sein soll, er aber nicht
Bezirksvorsitzender werden darf, sondern dass das der Spaenle werden
muss!“ Baustelle langer Schatten des OB Ude: Bürgerkönig Ude brachte
das Kunststück fertig, bei den Münchnern immer beliebter zu werden.
Nach seinem Sieg 1993 (gegen CSU-Hardliner Peter Gauweiler) mit 50,8
Prozent steigerte er sich zuletzt auf 66,8 Prozent. In seinem Sog lag
die SPD bei den Stadtratswahlen 2008 mit 39,8 Prozent deutlich vor
CSU (27,7) und Grünen (13,0). Ein satter Vorsprung, aber auch eine
riesen Bürde für seine Kronprinzen. Deshalb soll als Ude als „aktiver
Wahlhelfer eingreifen“ und zum Erfolg beitragen. Dass dieser eher in
Richtung Reiter tendiert, hält Pfaffmann für unproblematisch. „Das
ist sein gutes Recht, aber letztlich entscheidet die Partei!“ Stefan
Dorner
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