tz München: Untersuchung von Missbrauch: Aufarbeitung ist lebenswichtig

Wie sicher sind Kinder in der Schule, im
Sportverein, in der kirchlichen Jugendgruppe vor Übergriffen der
Betreuer? Der Missbrauch von Schutzbefohlenen – so er überhaupt
bekannt wurde – wurde früher gern als Einzelfall dargestellt, der
untersucht und geahndet werden müsse. Von wegen Einzelfall! Längst
hat sich herausgestellt, dass Jugendleiter, Lehrkräfte und Pfarrer
eine größere Gefahr für schutzlose junge Menschen darstellen können
als der vielzitierte, unbekannte „böse Onkel“, in der Vergangenheit
und in der Gegenwart. Auch der Skandal im Benediktiner-Internat Ettal
und seine Aufarbeitung hat wohl dazu beigetragen, dass die
katholische Kirche nun ihre Archive für eine systematische und
unabhängige Analyse öffnet. Ein guter Schritt, und längst überfällig
– ebenso wie der Blick in die Akten von Kinderheimen. Mit hehren
pädagogischen Leitlinien war es dort bis Mitte der 70er-Jahre nicht
weit her: Schläge, Demütigungen, auch sexueller Missbrauch waren
keine Seltenheit – und Münchner Einrichtungen keine Ausnahme. Das
Leiden der Betroffenen wird durch die Aufarbeitung endlich anerkannt.
Das ist geradezu lebenswichtig.

Barbara Wimmer

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