Umweltminister Norbert Röttgen hat seinen Willen
bekräftigt, die deutschen Atommeiler so bald wie möglich
abzuschalten. „Wenn–s nach mir ginge, müssten wir schneller als
beschlossen aus der Kernenergie aussteigen. Für die älteren Werke
gäbe es keine Laufzeitverlängerung. Über die neuen muss man reden“,
sagte der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende in einem Interview
mit dem Magazin stern. Allerdings rechnet Röttgen mit einer weiteren
Nutzung von einem bis eineinhalb Jahrzehnten. „Weil wir morgen nicht
aussteigen können und sicher noch 10 bis 15 Jahre Kernenergie haben
werden, muss zwingend alles in die Sicherheit investiert werden, aber
auch alles. Und zwar bis zum letzten Tag“, so der Umweltminister
wörtlich.
Die Katastrophe im japanischen AKW Fukushima habe gezeigt, „dass
sich auch ein klitzekleines Restrisiko realisieren kann“, sagte
Röttgen dem stern. Auch die deutschen Atomkraftwerke seien gegen
Erdbeben einer bestimmten Stärke gesichert. „Aber wir müssen doch
prüfen, ob es nicht passieren kann, dass auch wir von der Natur
widerlegt werden. Auch bei der Terrorgefahr müssen wir uns fragen:
Reichen unsere Abwehrmechanismen aus?“, so der Umweltminister weiter.
„Laufzeiten erscheinen seit Japan in einem neuen Licht: als Laufzeit
von Restrisiko.“
Die Deutschen müssten deshalb „neu definieren, welche Risiken wir
bereit sind hinzunehmen – oder auch nicht“, sagte Röttgen. Jedes AKW
werde überprüft. „Gibt es Risiken, die wir nicht tragen wollen, muss
es vom Netz.“ Der CDU-Politiker riet dabei den Energiekonzernen zur
Kooperation. „Fürs Geldverdienen braucht man in einer demokratischen
Gesellschaft Akzeptanz. Wer mit Kernenergie auch in Zukunft Geld
verdienen möchte, muss diese Akzeptanz gewinnen. Wir arbeiten gerade
an dieser Akzeptanz“, sagte Röttgen im stern. Im übrigen gelte:
„Laufzeiten regelt der Gesetzgeber. Wir haben ein Gesetz beschlossen.
Gesetze sind änderbar.“
Pressekontakt:
stern Büro Berlin
Andreas Hoidn-Borchers
Autor
030-20224-0