Umweltminister Norbert Röttgen ist noch einmal mit
einem blauen Auge davongekommen. Der Biosprit wird eingeführt. Das
war Röttgens Position, während Wirtschaftsminister Rainer Brüderle
auch über eine Verschnaufpause nachdachte. Dennoch hat Röttgen in der
E10-Debatte eine schlechte Figur abgegeben. Die Einführung war
mangelhaft vorbereitet – und daran ist nicht nur die Auto- oder
Mineralölbranche schuld. Auch das federführende Umweltministerium hat
die Bürger zu wenig informiert.
Röttgen hat die Ängste der Autofahrer vor dem Biosprit
unterschätzt. Als diese immer deutlicher wurden, ist Brüderle
kurzerhand mit der Idee für den Benzingipfel nach vorn geprescht. Es
ist nicht das erste Mal, dass der findige Wirtschaftsminister den
Kollegen Röttgen aussticht. Auch bei der Laufzeitverlängerung für
Atomkraftwerke erweckte Brüderle den Anschein des Siegers – mit
durchschnittlich zwölf Jahren mehr Laufzeit.
Für Röttgen kann es nun nur noch darum gehen, die E10-Einführung
ohne weitere Pannen über die Bühne zu bringen. Gewinnen kann er damit
nichts mehr. Ein Meisterstück des potenziellen Kronprinzen von Angela
Merkel war das nicht.
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