WAZ: Brüderles Aktion Herbstsonne. Kommentar von Ulrich Reitz

Ganz gleich, wer an diesem Sonntag bei der
Niedersachsen-Wahl gewinnt, Angela Merkel bleibt als Kanzlerin und
CDU-Chefin unangefochten. Diesen Satz kann man über Peer Steinbrück
nicht sagen. Schafft die SPD es im Norden nicht, wird daraus
Steinbrücks erste Wahlniederlage in diesem Wahljahr werden. Und
Philipp Rösler? Eigentlich gilt: Je weniger FDP, desto wech Rösler
(pardon). Aber nur eigentlich. Schön ist es, wenn eine Führungsfigur,
die keine mehr ist, freiwillig weicht. Diesen Eindruck vermittelt der
Parteivorsitzende aber gerade nicht. Das wiederum scheint Rainer
Brüderles größte Sorge zu sein: Die FDP schafft es rein (so dürfte es
kommen), regiert vielleicht sogar, und Rösler könnte sagen, er habe
die Wahl doch gewonnen und was sie denn überhaupt wollten, seine
vielen Feinde. Deshalb verlangt Brüderle ein Scherbengericht (vulgo:
Sonderparteitag) unabhängig vom Wahlausgang. Des fröhlichen Brüderles
Botschaft: Rösler, der früh erblühte, schon verwelkte, soll fallen.
Er selbst, der Spätblüher, verspricht der FDP im Bundeswahl-September
reiche Ernte. Einen Code-Namen gibt es auch schon: Aktion
Herbstsonne.

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