WAZ: Das große Unbehagen – Kommentar von Michael Kohlstadt zur Demokratie-Unzufriedenheit

Komplimente sehen anders aus: Einer Studie zufolge
sind mit 54 Prozent nur etwas mehr als die Hälfte der Ostdeutschen
mit der Demokratie zufrieden. Die Autoren sprechen von einem
bedenklichen Wert. Langfristig könne eine derart große
Unzufriedenheit zur Instabilität des politischen Systems führen,
warnen sie.

Doch auch für den Westen ist das Ergebnis alles andere als
schmeichelhaft. 67 Prozent der Befragten finden hier Gefallen am
demokratischen Miteinander. Eher noch als im Osten klingt das zwar
nach einer gesicherten Mehrheit für die „Herrschaft des
Staatsvolkes“. So schnell wird sich die Demokratie in unserem Land
also nicht selbst abschaffen.

Ratlos steht man aber vor der Frage, warum das Unbehagen an der
Natur des bislang gerechtesten und friedvollsten politischen Systems
der Menschheitsgeschichte zweistellige Missbilligungsraten
produziert. Erst stabile demokratische Verhältnisse haben Deutschland
doch zu dem gemacht, was es heute ist: Zu einem sicheren,
wohlhabenden, freien Land, in dem demokratische Errungenschaften aber
offenbar so selbstverständlich geworden sind, dass viele sie nicht
mehr zu schätzen wissen.

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