Schritt für Schritt nimmt die Medizin die
Fortpflanzung unter technische Kontrolle. Immer schneller nähern wir
uns dem Ideal, ein garantiert gesundes Kind zu bekommen. Die
Methoden, das Erbgut der Ungeborenen zu durchleuchten, werden immer
raffinierter und preiswerter. Und mit der Zahl der Angebote wird auch
die Nachfrage steigen. Der vorgeburtliche Gen-Check wird so normal
werden wie heute eine Ultraschalluntersuchung. Sebastian Urbanski hat
das Down-Syndrom. Bei der Pressekonferenz zur Einführung des
umstrittenen Bluttests sagte der Schauspieler: „Ich finde, dass der
Test verboten werden sollte. Wir Behinderte sind auch Menschen.“
Hätte es den Bluttest schon früher gegeben, vielleicht wären er – und
viele andere – nie geboren worden? Wie viel Potenzial, wie viel
Bereicherung und Talent gingen verloren? Auf nichts anderes pochte
Urbanski als auf sein Recht auf Leben und Respekt. Jedes Paar will
ein gesundes Kind. Und Eltern, die um ihr genetisches Risiko wissen,
werden alle Mittel ausschöpfen, um Gewissheit über die Gesundheit
ihres Kindes zu erlangen. Auch das ist ihr gutes Recht. Trotzdem ist
die Frage berechtigt, wie tief wir in unsere Erbinformationen blicken
wollen. Die Medizin will Leid ersparen, doch ein Recht auf ein
gesundes Kind gibt es nicht. foto
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