WAZ: Die Frauen und der Wohlfühl-Zeitgeist – Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

Die Männer kümmern sich ums harte Geschäft, die
Frauen um die Wohlfühlatmosphäre: So ähnlich geht es derzeit in der
Union zu – und damit traditionell konservativ. Und doch ist alles
anders als vor Jahr und Tag, als Themen als „Gedöns“ (Schröder)
abgetan wurden, in denen es um das familiäre Zusammenleben geht, um
Umweltbewusstsein, gesunde Nahrung, Inte-gration oder Toleranz. Es
sind längst diese weichen Themen, mit denen sich Wahlen gewinnen
lassen, weil sie die Menschen in den Städten bewegen, denen es gut
geht und die entsprechend leben wollen. Das alles ist hinreichend
analysiert nach den Erfolgen der Grünen. Doch während die männliche
Unions-Führungsriege nahezu aus Trotz auf harte Wirtschaftsthemen
setzt, ein klares Bekenntnis zur FDP fordert und wie Armin Laschet
sogar ihr Gutmenschen-Profil aufs Spiel setzt, werden Frauen wie
Ursula von der Leyen immer mächtiger, weil sie für eine Politik
stehen, die mit dem Zeitgeist geht und nicht dagegen. Die Frauen und
ihre Themen geben den Ton an: Das macht aus der Union eine
Fortschrittspartei. Die Wirtschaftsthemen nehmen die Wähler wohl erst
wieder ernst, wenn ihre Existenz bedroht ist. Das könnte mit dem
prognostizierten Niedergang des Aufschwungs bald der Fall sein.
Wollen die Frauen in der Partei weiterhin das Sagen haben, gar Angela
Merkel tatsächlich gefährlich werden, dürfen sie sich auf den
Wohlfühlthemen nicht ausruhen.

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