WAZ: Entlastung für die Familien
– Kommentar von Kai Wiedermann

Deutschland hat heftig über eine Frauenquote in
Chefetagen diskutiert. Vielen Müttern muss das merkwürdig vorgekommen
sein. Die Quote hat wenig mit ihrem Alltag zu tun. Familien im
Allgemeinen und Mütter im Besonderen haben große Probleme, Job und
Familie unter einen Hut zu bringen. Was sollen sie tun, wenn die
Kitas voll sind oder um 16 Uhr schließen? Väter, Omas oder Opas
können und wollen nicht immer einspringen. Selbst eine noch so
flexible Arbeitszeit kann dieses Dilemma nicht lösen. Die
Kinderbetreuung in weiten Teilen des Landes ist so dürftig, dass
Wahlfreiheit nicht besteht. In der Regel stecken Frauen im Job
zurück, arbeiten Teilzeit oder gar nicht mehr, wenn sie ein Kind
bekommen. Wer es anders versucht, kommt regelmäßig in Not. Die
Situation lässt sich nicht von heute auf morgen entspannen, leider.
Staat und Wirtschaft sind zu spät aufgewacht. Die Städte bemühen sich
bei Kitas und Ganztagsschulen, sie sind aber manchmal überfordert.
Ihre Kassen sind oft leer. Dass Unternehmen sich stärker in der
Kleinkindbetreuung engagieren, ist überfällig. Sie übernehmen einen
kleinen Teil einer Gesellschaftsaufgabe. Sie tun es für sich, um
wettbewerbsfähig zu sein. Familien, vor allem Müttern, kann–s egal
sein. Für sie zählen nicht Motive, sondern Ergebnisse.

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