WAZ: Ernste Zeiten. Kommentar von Miguel Sanches

Die CSU ist auffällig ruhig. Für Kraftmeierei sind
die Zeiten zu ernst. Vom Fall Wulff ist man peinlich berührt. Und die
FDP liegt so am Boden, dass man sich zum Dreikönigstreffen der
Liberalen Seitenhiebe spart. Bisher gehörten kalkulierte Konflikte
zum Repertoire. Nun ist es eine Frage der politischen Klugheit, die
FDP zu schonen. Es gibt Differenzen, über die Vorratsdatenspeicherung
etwa, aber auf die Spitze getrieben werden sie nicht. Die CSU wird
sich auf sich selbst konzentrieren. Das heißt mit Blick auf die
Wahlen 2013: Erst auf Bayern, dann auf den Bund. Man kann die
Umfragen dieser Tage so oder so lesen: Als Bestätigung dafür, dass
die CSU es im Freistaat mit allen Konkurrenten aufnehmen kann, oder
als Warnung, dass es eng wird. In der Berliner Koalition wird die CSU
vermutlich häufiger im Chor mitsingen als für Disharmonien sorgen.
Kein Zufall war es, dass CSU-Chef Seehofer sich die Sozialpolitik –
die Rente mit 67 – ausgesucht hat, um Akzente zu setzen. Wer davon
ausgeht, dass die SPD links abdriftet und 2013 mit Sigmar Gabriel
antreten wird, tut gut daran, ihr das soziale Feld nicht kampflos zu
überlassen.

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