WAZ: Forschen in Mülheim. Kommentar von Tobias Blasius

Einer der bedeutendsten Standorte der weltweit
anerkannten Max-Planck-Gesellschaft könnte Mülheim an der Ruhr
werden. Die Nummer eins der chemischen Forschung. Wissenschaftlicher
Humus, auf dem irgendwann die Speicherfähigkeit von Öko-Energie
gedeiht. Wer sich vergegenwärtigt, dass ausgerechnet im Ruhrgebiet
eine der Schlüsselfragen der Energiewende beantwortet werden soll,
gerät leicht ins Schwärmen. Das geschieht bei Grundlagenforschung
nicht oft, denn von der Entdeckung bis zur Anwendung vergehen meist
Jahrzehnte. Betriebswirtschaftlich rechnet sie sich so zeitverzögert,
dass die Industrie immer weniger in die hoch spezialisierte
Basisarbeit investiert. Da der volkswirtschaftliche Nutzen jedoch
enorm ist, sind die 45 Millionen Euro Landesförderung für das zwölfte
Max-Planck-Institut in Nordrhein-Westfalen gut angelegtes Geld. Man
wünschte sich, viel mehr althergebrachte Subventionsmillionen würden
in derartige Forschungsförderung umgewidmet. Wenn in Mülheim
demnächst insgesamt 700 Wissenschaftler forschen, profitieren
umliegende Universitäten und mittelbar die regionale Wirtschaft.
Rot-Grün hat weitsichtig zugegriffen, als sich die Chance auf eine
weitere Spitzeneinrichtung bot. Das verdient Respekt, denn wirklich
populär sind solche Entscheidungen nie. Die Stadt Mülheim streitet
gerade mit Anwohnern des neuen Max-Planck-Instituts über fehlende
Parkplätze für die möglichen Nobelpreisträger von morgen.

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