Das Geschrei der Funktionäre in Peking war groß. Ein
„Verbrecher“ werde da in Oslo ausgezeichnet, der Preis sei durch die
Verleihung an den Bürgerrechtler Liu Xiaobo „entehrt“ worden, die
Welt habe sich, wieder einmal, gegen das friedliebende China
verschworen. Peking war so erzürnt, dass es all seine Bemühungen,
sich als sanfte Macht zu präsentieren, vergaß: Es beleidigte, drohte,
erpresste und versuchte so, die Zeremonie in Oslo zu verhindern. Dies
ist nicht gelungen. Gleichwohl ist es erstaunlich, dass die Argumente
des Pekinger Regimes in Teilen der Welt auf offene Ohren stießen.
Politiker ebenso wie manche Kommentatoren und Geschäftsleute rückten
an Chinas Seite.
Ihre Argumente lauten: China ist auf dem richtigen Weg.
Friedensnobelpreise an Dissidenten könnten Chinas Stabilität
gefährden und Chaos auslösen. Chaos in China aber sei eine Gefahr für
die ganze Welt.
Richtig ist jedoch: Eine starre, hysterische Kommunistische
Partei, wie sie sich nach der Osloer Entscheidung präsentierte, ist
eine größere Gefahr für die Stabilität Chinas als Liu Xiaobo. Sie
sollte ihn anhören, mit ihm diskutieren – und ihn als Berater ins
Politbüro holen.
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