WAZ: Geist statt Glamour!
– Kommentar von Christopher Onkelbach

Die Guttenbergs – beliebt, berühmt und schön.
Spricht aus der Verehrung, die ihnen die Wähler einer fad-grauen
Republik entgegenbringen, auch die ungestillte Sehnsucht nach einem
schillernden Prinzenpaar? Nach Glamour, Weltläufigkeit, Romantik und,
ja, auch ein bisschen Kitsch? Sicher. Je weiter sich Politik vom
Alltag der Menschen löst, je abgehobener und abstrakter der
politische Betrieb und die Debatten werden – siehe das endlose
Hartz-Tauziehen, das kein Mensch mehr verstehen will -, desto größer
wird die Lust auf Klarheit und Einfachheit. Guttenberg und die Riege
der smarten Jungpolitiker scheinen dies zu bedienen, eher jedenfalls
als ein grummelnder Schäuble oder ein polternder Gabriel. So gesehen
sollte sich Guttenberg nicht zu viel auf seine Popularität einbilden.
Die Verehrung strahlender Polithelden sollte als Auftrag verstanden
werden, die Debatten wieder näher an den Bürger heranzuführen und
sich verständlicher zu machen. Inhalte sollten zählen, nicht der
schöne Schein, davon lebt Demokratie. Auch eine geistreiche Debatte,
eine spannende Diskussion kann unterhaltsame Funken schlagen. Da gäbe
es noch einigen Spielraum.

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