Reden wir also über Geschichte. Das Interesse daran
ist erfreulich groß, wie wir in Münster sehen. Dort bewegt ein
Bürgerentscheid Zehntausende. Es geht ihnen nicht etwa um einen
Bahnhof oder um den Erzbischof, sondern um Hindenburg.
Geschichtsbewusstsein ist wertvoll. Zurückblicken und verstehen ist
eine Art Lebensversicherung. Ein Name auf einem Straßenschild heißt
nicht nur, dass dieser Mensch wichtig war, sondern auch, dass er
(oder sie) uns wichtigist. Regime der Vergangenheit bringen ihre
Helden hervor, moderne Demokratien ganz andere. Wie wichtig sind hohe
Offiziere aus dem Ersten Weltkrieg für uns? Welches Andenken bewahren
wir, wenn wir ihnen ein Straßen-Denkmal setzen? All das, was in
diesem Land zu den wesentlichsten Idealen zählt, war diesen Männern
ein Graus: Chancengleichheit, Fairness, Toleranz, Freiheit,
Kompromissfähigkeit, friedlicher Wettstreit. Den Platz in den
Geschichtsbüchern wird Hindenburg & Co. niemand nehmen. Aber an
Straßen und Plätzen stehen sie uns nur im Weg.
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