Die Kardinäle in Rom haben sich mehr Zeit gelassen
als erwartet mit ihren Vorgesprächen zum Konklave. Es gab und gibt
offenbar reichlich Gesprächsbedarf unter den versammelten
Purpurträgern. An Themen fehlt es ihnen in der Tat nicht: Der Umgang
mit den Missbrauchsfällen in kirchlichen Einrichtungen, der Streit um
die erzkonservativen Piusbrüder und die peinliche Veröffentlichung
geheimer Vatikan-Papiere im Internet haben die katholische Kirche
schwer erschüttert. Wirklich bewältigt ist keines der Probleme. Wenn
die Kardinäle ab Dienstag den neuen Papst wählen, müssen sie, abseits
aller kirchenpolitischen Erwägungen, darauf achten, dass auf Benedikt
ein Mann mit Durchsetzungskraft und – was nicht dasselbe ist – mit
Durchsetzungswillen folgt. Ein Zauderer im Vatikan wäre ein fatales
Signal an die Katholiken in aller Welt.
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