WAZ: Keiner braucht Klonfleisch
– Kommentar von Christopher Onkelbach

Wieder ist der Verbraucher der Dumme. Wie schon in
etlichen Streitfällen zuvor – Lebensmittel-Ampel, Zutatenliste – soll
der Kunde nicht erfahren dürfen, was er kauft. So können nun nach dem
EU-Beschluss Fleisch, Käse und Milch geklonter Tiere und deren
Nachkommen in den Handel kommen, ohne dass Verbraucher davon
erfahren. Der Grund dafür ist der eigentliche Skandal: Klonprodukte
würden wie Blei in den Regalen liegen bleiben, wenn man sie erkennen
könnte. Die Interessen der Lebensmittelindustrie sind offenbar
wichtiger als das Recht der Verbraucher auf Information.
Gesundheitliche Risiken bestehen nach derzeitigem Wissen beim Verzehr
von Milch oder Fleisch geklonter Tiere indes nicht. Das Verfahren ist
extrem teuer und daher nur für Züchter interessant, die etwa eine
Kopie ihres wertvollsten Zuchtbullen oder ihrer produktivsten
Milchkuh erzeugen wollen. Die Herstellung von Klonfleisch kann man
demnach kühl als Fortsetzung der üblichen Tierzucht mit
gentechnischen Mitteln betrachten. Aus Verbrauchersicht gibt es aber
kein überzeugendes Argument, warum man Nahrungsmittel von Klonen und
ihren Nachkommen benötigt. Gentechnisch optimierte Nutztiere sind in
Zeiten von Massentierhaltung, Billigfleisch und Überproduktion
schlicht überflüssig. Wer dies ablehnt, kann – das wissen wir seit
dem letzten Dioxin-Skandal – auf Bio umsteigen.

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