WAZ: Nicht nur von Spiel zu Spiel denken – Kommentar von Theo Schumacher

Mehr Verletzte, mehr Strafverfahren – und Neonazis,
die sich unter fußballbegeisterte Fans mischen, um ihre braune Soße
anzurühren. Die vermeintlich schönste Nebensache der Welt hat ein
Problem in und außerhalb der Stadien. Die Polizei kann den
personellen Aufwand, den sie treiben muss, kaum mehr rechtfertigen.
Der Ball ist nicht nur rund, er kostet den Steuerzahler auch zu viel
Geld. Die Vereine haben zu lange weggeschaut. Haben keine
langfristigen Strategien entwickelt gegen eskalierende Gewalt,
sondern nur – um Profi-Jargon zu bemühen – von Spiel zu Spiel
gedacht. Jetzt holen ihre Versäumnisse sie ein, die Politik kommt
unter Druck. Immer mehr Leute fragen sich, warum in NRW zum Beispiel
Diebstähle in die ermittlungsfreie Zone fallen, weil der Polizei das
Personal fehlt. Aber jeden Samstag ein Massenaufgebot zur Stelle ist,
das randalierende Fußballfans in Schach hält. Auf die Polizei kommen
Kürzungen von 100 Millionen Euro zu, die politisch heftig umkämpft
sind. Seit Jahren drohen Innenminister, die Clubs für Polizeieinsätze
zur Kasse zu bitten. Nur leeres Gerede? Womöglich will es sich die
Politik mit den Verkäufern des populären Massenartikels Fußball nicht
verscherzen.

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