Verbrechensopfer sollen in Nordrhein-Westfalen
künftig automatisch über den Haftort und den Entlassungstermin ihres
Peinigers informiert werden. „Wir müssen uns mehr als bisher den
Belangen der Verbrechensopfer zuwenden und werden es mit der
Neufassung des NRW-Strafvollzugsgesetzes noch in dieser
Legislaturperiode tun“, kündigte der Justizvollzugsbeauftragte des
Landes, Michael Walter, gegenüber den Zeitungen der WAZ-Gruppe
(Mittwochausgaben) an. Dazu gehöre „die systematische
Berücksichtigung von Opferinteressen, von der Information über den
Haftaufenthalt des Täters und über die schrittweisen
Vollzugslockerungen bis hin zu Schutzmaßnahmen, insbesondere nach der
Entlassung“. Der 67-jährige Kriminologe ist seit einem Jahr
wichtigster Berater im Strafvollzug von Justizminister Thomas
Kutschaty (SPD). Walter will zudem einen neuen Täter-Opfer-Ausgleich
verankern. Häftlinge könnten etwa wie in anderen EU-Staaten eine
symbolische Opfer-Entschädigung ansparen. „Die Belgier sind hier zum
Teil deutlich weiter als wir.“ Dort könnten vor allem Gewaltopfer
ihre Bedürfnisse gegenüber ihren ehemaligen Peinigern artikulieren.
„So lassen sich Wege finden, Ängste zu überwinden und eine gewisse
Wiedergutmachung – auch durch Geldzahlungen – herbeizuführen“, sagte
Walter. Nach dem jüngsten Skandal um Ausbrüche aus dem Bochumer
Gefängnis warnte Walter vor einer Verengung der Debatte auf
Sicherheitsfragen: „Niemand schreit auf, dass es in NRW Gefängnisse
gibt, in denen 50 Prozent der Häftlinge nichts anderes tun, als 23
Stunden am Tag müßig auf der Zelle zu hocken. Niemand empört sich
darüber, wenn die Entlassung in die Freiheit schlecht vorbereitet
ist.“ Kluges Übergangsmanagement bedeute mehr, „als drei Tage vor
Ende einer Haft zu schauen, wo der Häftling künftig wohnen kann und
wie sein Bewährungshelfer heißt“. Für die Bevölkerung sei es wichtig,
dass die Gefangenen besser auf das Leben in Freiheit vorbereitet
würden. „Geld und Energie müssen nicht nur – bildlich gesprochen – in
noch höhere Mauern investiert werden, sondern stärker in die
kriminalpräventive Behandlung während der Haftzeit“ appellierte
Walter.
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