Westfalenpost: Neue große Koalition / Kommentar von Stefan Pohl zu Auswirkungen der Energiewende auf den Wohnungsmarkt

Ein historisches Bündnis bahnt sich an. Konnte man
bislang verlässlich davon ausgehen, dass Hausbesitzerverband und
Mieterbund über Kreuz sind wie NATO und Warschauer Pakt im Kalten
Krieg, so beginnt unter dem Druck der Energiewende die alte
Gegnerschaft zu bröckeln. Das ist im Grundsatz zu begrüßen. Neue
Themen schaffen sich neue Koalitionen. Beide Parteien sehen ihre
jeweilige Klientel wegen der zu erwartenden hohen Kosten für die
energetische Modernisierung von Mietwohnungen über Gebühr
beansprucht, und beide haben Recht. Die Energiewende ist auch in
diesem Punkt – wie in so vielen anderen – nicht bis ins Letzte
durchdacht. Vorsichtig ausgedrückt. Auf der einen Seite dürfte die
Mieterhöhung in den meisten Fällen deutlich größer ausfallen als die
anschließende Heizkosteneinsparung – einkommensschwache Mieter würden
an den Stadtrand gedrängt. Auf der anderen Seite können die Vermieter
in schlechten Wohnlagen nicht alle ihre Kosten umlegen, weil sie
sonst irgendwann ohne Mieter dastehen würden. Ein unlösbarer
Konflikt? Nicht, solange es Steuerzahler gibt. Die sollen einen Teil
der Investitionskosten übernehmen und damit die Mieten
subventionieren. Ein billiger Vorschlag? Uneingeschränkt ja.

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