Ärztekammern und Patientenschützer warnen vor einer
„Sprachlosigkeit“ in den deutschen Kliniken. Die Klagen über
Krankenhaus-Ärzte aus dem Ausland, die schlechte Deutschkenntnisse
mitbringen, nehmen zu, bestätigt der Vorsitzende des Marburger Bundes
und Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke, gegenüber den
NRW-Titeln der WAZ-Mediengruppe (Samstagsausgaben) „Die fehlenden
Deutschkenntnisse vieler zugewanderter Ärzte sind eine Quelle von
Missverständnissen zwischen Ärzten und Patienten und eine Quelle von
Haftungsfragen für Kliniken und Abteilungsleiter“, sagte Henke. Die
Zuwachsraten ausländischer Ärzte in deutschen Kliniken lägen bei über
zehn Prozent im Jahr. Der Marburger Bund fordert einheitliche Regeln
in allen Bundesländern für anerkannte Sprachprüfungen von Medizinern.
Henke: „Wer in Deutschland als Arzt arbeiten will, der sollte eine
Sprach-Prüfung bestanden haben, die nicht länger als drei Jahre
zurückliegt und die mindestens die Niveaustufe B2 abbildet. Außerdem
sollten Bewerber eine anerkannte Fachsprachenprüfung nachweisen, die
nicht länger als drei Jahre zurückliegt. Dafür wird eine
Musterprüfungsordnung der Länder für die Fachsprache nötig sein.
Darüber hinaus brauchen wir eine Liste von anerkannten Testzentren
für Fach- und die Allgemeinsprache.“ Eugen Brysch von der Deutschen
Stiftung Patientenschutz sagte: „Patienten erzählen uns von
erheblichen Verständigungsproblemen mit Krankenhausärzten. Wir
beobachten seit Jahren immer mehr sprachliche Unstimmigkeiten in
ärztlichen Dokumentationen. Wenn Ärzte, die ein Sprachproblem haben,
auf ältere Patienten treffen, die nicht mehr gut hören können, dann
potenziert sich das Problem noch.“ Die Bildungsminister der Länder
und des Bundes hätten laut Brysch schon längst gegensteuern und mehr
Medizin-Studienplätze in Deutschland schaffen müssen. „In den letzten
zehn Jahren sind 30000 Ärzte-Stellen in den deutschen Krankenhäusern
dazugekommen. Deshalb werden in Deutschland inzwischen praktisch alle
eingestellt, die eine Approbation vorweisen können.“
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