WAZ: Schwarz-grüne Annäherung – Kommentar von Miguel Sanches

Beim ersten Sondierungsgespräch mit den Grünen kann
die Union es sich nicht leisten, die Tür zuzuschlagen. Warum? Weil
der Bundespräsident nicht sofort Neuwahlen ausrufen würde, wenn auch
die Verhandlungen mit der SPD scheitern sollten. Er würde die
Kanzlerin auffordern, erneut bei den Grünen anzuklopfen. Darum sollte
sie sich die Partei warm halten.

Es ist nicht der perfekte Augenblick. Die Grünen befinden sich in
einer Umbruchphase. Es gibt auch viele Knackpunkte. Ob Schwarz-Grün
klappt, weiß man aber erst, wenn man es gewagt hat. Die CDU ist
weiter. Aber den Grünen und der CSU fehlt der Mut. Statt die
Gemeinsamkeiten auszuloten, redet man früh die Chancen herunter. Das
ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Dabei gäbe es ein paar
gute Gründe für Schwarz-Grün. Zum Bespiel wäre die Opposition mit der
SPD besser, schlagkräftiger. Das ist ein Wert an sich.

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