WAZ: Selbstbestimmt bis zuletzt. Kommentar von Wilhelm Klümper

Zuletzt war Gunter Sachs allein und einsam.
Sicherlich verzweifelt, aber auch mit nüchternem Kalkül hat er seinem
Leben ein Ende gesetzt. Sachs hat ein glückliches, erfülltes Leben
führen dürfen. Reichtum, schöne Frauen, Partys, Kunstsammler,
erfolgreicher Fotograf, Filmemacher. Alles aus und vorbei, alles
unwiderruflich vergangen angesichts der ersten Anzeichen von
Alzheimer. Das sich abzeichnende Verwirrtsein, das Siechtum hat Sachs
in seinem Abschiedsbrief als Bedrohung seiner Selbstbestimmung
bezeichnet.

Sachs hat einmal über die Religion gesagt: „Für Romantiker ist
Glauben gut. Anhänger der Naturwissenschaften wie ich können damit
wenig anfangen.“ Und man darf sicherlich nicht den Einfluss der
französischen Existenzialisten auf den jungen Sachs unterschätzen,
der schon zu wilden Saint-Tropez-Zeiten mit dem Philosophen Jean Paul
Sartre befreundet war. Für diese, für die es nur ein Diesseits und
kein verheißungsvolles Jenseits gibt, ist der Freitod ein
selbstbewusster Akt der eigenen Freiheit. Sachs, der das Leben liebte
und in vollen Zügen gelebt hat, hat einem drohenden „würdelosen
Zustand“ durch den Freitod zuvorkommen wollen.

Dass das aber nicht nur seine Sache war, hat er in seinem tiefen
Dank an seine Frau, seine Familie und Freunde ausgedrückt. Diese
lässt Sachs nun allein und trauernd zurück.

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