WAZ: Sensible Phase – Kommentar von Birgitta Stauber-Klein

Ist nun die frühe Einschulung immer falsch?
Zerstören Eltern die Schullaufbahn, wenn dem Fünfjährigen, der
selbstbewusst und stark durchs Leben geht, ein straffer Schulalltag
zugemutet wird? Wenn es um die Entwicklung von so jungen Kindern
geht, ist sicher jede Verallgemeinerung fehl am Platz. Denn es gibt
sie, die reifen, in sich ruhenden und klugen Kinder, die mit fünf
lesen wollen und rechnen, und zwar aus sich heraus – selbst wenn sie
es kaum schaffen, allein den Schulranzen zu tragen. Andere mögen bis
zu zwei Jahre älter sein, und doch können sie nur mit Mühe den
Anforderungen standhalten; nicht, weil sie zu dumm sind, sondern
einfach zu verspielt und deshalb zu desinteressiert. Die Einschulung
ist eine sensible Phase. Jeder strenge Stichtag kann für einen Teil
der Schüler der falsche Stichtag sein. Immerhin hat sich über
Jahrzehnte bewährt, Kinder sechs Jahre alt werden zu lassen. Darauf
sind die Lehrpläne in der Schule aufgebaut. Gut, dass Rot-Grün das
Programm der schwarz-gelben Vorgängerregierung zur immer früheren
Einschulung gestoppt hat – und zwar, ohne dem frühreifen Kind die
Einschulung zu verbieten.

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 – 804 6519
zentralredaktion@waz.de