WAZ: Teures Trauerspiel. Kommentar von Tobias Blasius

Mit der Abwicklung der WestLB findet ein besonders
lehrreiches Kapitel deutscher Bankengeschichte sein unrühmliches
Ende. Der Staat versuchte sich als Finanzjongleur, am Ende aber
haften die Steuerzahler mit Milliarden und Tausende von Mitarbeitern
nach quälenden Monaten der Ungewissheit mit ihrer beruflichen
Perspektive. Das ist bitter.

Lange galt die WestLB als erste Adresse des öffentlich-rechtlichen
Bankensektors. Der Landesregierung diente das lange einflussreiche
Düsseldorfer Geldinstitut als Instrument der Industriepolitik. Mit
dem Staat im Kreuz, der im Zweifel schon gerade stehen würde, ließ
sich über Jahrzehnte munter spekulieren, investieren und bürgen. Erst
als die EU-Vorzeichen sich radikal veränderten und die Aktivitäten
der Banker auf den internationalen Märkten immer tollkühner wurden,
ging zunächst ein schlüssiges Geschäftsmodell verloren und später
atemberaubend viel Geld.

Noch ist schwer absehbar, was genau auf den Landeshaushalt und die
Mehrheit der verbliebenen 4400 WestLB-Mitarbeiter zukommt. Schon
jetzt aber drängt sich der Eindruck auf, dass die Bürger mal wieder
überproportional stark zur Kasse gebeten werden, während sich die
Sparkassen-Verbände als Miteigentümer der maroden Landesbank
vergleichsweise schadlos halten. Ein teures Trauerspiel.

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