WAZ: Wettrennen um die Kinder. Kommentar von Gregor Boldt

Zugegeben: die im wahrsten Wortsinn jüngste Kampagne
der Feuerwehr NRW, jetzt auch Sechsjährige anzuwerben, regt auf den
ersten Blick die Fantasie an. Dass aber demnächst Löschzüge mit einem
roten Bobbycar im Schlepptau anrücken, gilt als eher
unwahrscheinlich. Wenn man jedoch genauer hinsieht, offenbart der
Plan der Feuerwehr zwei Probleme, die unsere Gesellschaft bereits
jetzt und in Zukunft vor große Herausforderungen stellen. Zum einen
sagen Lehrer, Jugendbetreuer und Wissenschaftler, dass die Zahl der
Kinder steigt, deren Lern- und Freizeit beinahe so streng
durchgetaktet ist wie bei Erwachsenen. Die Zeit, die sie haben,
wollen sie lieber individuell gestalten und nicht in festen
Strukturen von ehrenamtlich organisierten Vereinen verbringen. Dass
diese für ein funktionierendes Gemeinwesen wichtig sind, interessiert
viele nicht. Zum anderen wird die „Ressource Kind“ immer knapper. In
diesem Jahr war in NRW die Geburtenrate so niedrig wie nie zuvor. Und
ein Ende des Trends ist nicht absehbar. Das Wettrennen um Kinder hat
also gerade erst begonnen. Wer hier nicht schnell genug ist, scheidet
aus.

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