Aus und vorbei. Der Versuch von
Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU), Antibiotika in der Tiermast
einzudämmen, ist im Bundesrat gescheitert, stattdessen von SPD und
Grünen in den Vermittlungsausschuss geschoben worden. Gut so! In der
Tat hört sich das erst einmal seltsam an: Wurde es nicht Zeit zu
handeln? Immerhin besteht die Gefahr, dass Menschen – die Tiere essen
– nicht mehr auf Antibiotika anspringen, wenn immer mehr Tiere mit
Antibiotika behandelt werden. Aigner jedenfalls poltert: Wahlkampf
auf dem Rücken der Verbraucher sei das alles. Sie stellt sich nun als
deren Beschützerin hin, die daran gehindert wurde, Gutes zu
verrichten. So einfach ist es aber nicht. Denn ja, natürlich ist das
Wahlkampf-Taktik von SPD und Grünen, selbstverständlich torpedieren
sie gerade Vorhaben der jetzigen Regierung.Trotzdem gibt es eine
inhaltliche Komponente: Aigners Maßnahmen beinhalten im Kern, dass
bloß mehr dokumentiert werden soll: Wie kommen welche Medikamente zum
Einsatz? Eine Datenbank soll dann alles festhalten. Wer mit seinem
Antibiotika-Einsatz über dem Durchschnittswert liegt, soll darüber
hinaus überlegen, wie reduziert werden kann. Das alles klingt dünn;
konkrete Vorgaben zur Tierhaltung sind nur in Einzelfällen
vorgesehen. Genau das ist es aber, was SPD und Grüne bemängeln.
Aigner doktere an Symptomen herum, sagen sie – zu recht. Wer die
Situation wirklich verbessern will, muss an das Kernproblem heran:
die Umstände, unter denen Tiere gehalten werden. Eingepfercht auf
engstem Raum, kein Platz zum Herumlaufen – hier muss Abhilfe
geschaffen werden, damit Tiere gesünder leben. Krankheiten kommen
dann nicht mehr so häufig vor, Antibiotika müssen nicht mehr so oft
eingesetzt werden. Sicher: Dadurch, dass das Vorhaben nun im
Vermittlungsausschuss liegt, wird das Problem in absehbarer Zeit
nicht gelöst. Gut möglich, dass vor der Bundestagswahl nichts mehr
passiert. Aber eine danach durchdachte Lösung ist viel besser als
eine halbherzige.
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