Im Straßenverkehr herrscht längst eine
Ellenbogen-Mentalität. Auf Autobahnen und innerstädtischen Wegen gilt
offenbar das Recht des Stärkeren, Rücksicht gerät immer mehr zum
Fremdwort. Es wird gedrängelt, gerast, geschnitten, riskant überholt.
Wer nicht rechtzeitig Platz macht, wird oft auch noch übel
beschimpft. Das ist kein Szenario aus einem düsteren Endzeit-Film,
sondern leider Realität auf deutschen Straßen. Immer mehr Autofahrer,
Radfahrer und Fußgänger beklagen sich über zunehmende Aggressivität.
Sie reagieren darauf oft unsicher, werden dadurch selbst zum Risiko.
Die möglichen Ursachen dafür sind schnell ausgemacht: Stress im
Beruf, Terminhetze, psychische Belastungen. Die Betroffenen hinterm
Steuer lassen ihren ganzen Frust raus, gefährden sich und vor allem
andere. Gegenmittel zu finden, ist aber alles andere als leicht.
Härtere Strafen, strenge Tempolimits? Darüber streiten die Experten
des Verkehrsgerichtstages in Goslar heftig. Autobahnen seien die
sichersten Straßen, argumentiert der ADAC gegen eine allgemeine
Geschwindigkeitsbeschränkung dort. Das mag richtig sein. Aber Fahren
mit Vollgas, ständiges Abbremsen und Beschleunigen steckt kein Fahrer
einfach mal so weg. Körperliche und psychische Belastungen steigen –
und schlagen bei etlichen Zeitgenossen irgendwann in Aggressionen um.
Es geht auch entspannter. Ein allgemeines Tempolimit etwa von 120
Stundenkilometern nivelliert die enormen Unterschiede bei den
Geschwindigkeiten, macht den Verkehrsfluss gleichmäßiger, verhindert
abruptes Gasgeben und Abbremsen. Auch man selbst fährt gleich viel
gelassener. Eine Tour ins benachbarte Ausland, wo überall ein
Tempolimit gilt, kann dabei ganz lehrreich sein.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion@Weser-Kurier.de