Vielleicht ist sie einfach nur nett gemeint, die
Idee des CDU-Abgeordneten Hartmut Fischer. Er will die entdeckten
Pferdefleisch-Produkte an Bedürftige verteilen. Gut, könnte man
sagen, warum auch nicht? An die Tafel werden ja auch andere
Lebensmittel gegeben, die nicht mehr taufrisch sind, aber nicht
gesundheitsgefährdend sind. Regelmäßig werden Produkte, deren
Mindesthaltbarkeitsdatum bald abläuft, Backwaren von gestern oder
Obst und Gemüse, das nicht den Schönheitsstandards entspricht, an
Hilfsbedürftige verteilt. Warum also nicht auch Produkte mit
Pferdefleisch? Dafür gibt es mehrere Gründe: Weil noch unklar ist, ob
nicht doch gesundheitsgefährdende Stoffe im Fleisch sind. Aber selbst
wenn die Pferde-Lasagnen unbedenklich wären, entspringt der Vorschlag
einer herablassenden Haltung, die Hilfsbedürftige ausgrenzt. Die
Debatte um das Pferdefleisch hat mehr als deutlich gezeigt, dass es
in unserer Kultur eben nicht selbstverständlich ist, Pferde zu essen.
Mit Rindern und Schweinen tun sich die Deutschen nicht so schwer.
Warum aber sollte dieses Mitgefühl gegenüber Pferden bei Tafel-Essern
weniger ausgeprägt sein? Mit dem Vorschlag unterstellt Fischer, dass
diese soziale Gruppe weniger Skrupel hat, Pferde zu verspeisen – oder
weniger Skrupel haben darf. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht
ins Maul, heißt es im Volksmund. Doch darf man diese Forderung auch
an Menschen stellen, die auf Spenden angewiesen sind? Zumindest
sollte man sie damit nicht entwürdigen. Als gut gemeintes Geschenk
kann man Pferdefleisch-Lasagnen, die sonst niemand essen möchte,
ohnehin schwerlich bezeichnen. Die Politik sollte sich entscheiden,
wie sie mit den Pferdefleisch-Produkten umgeht. Hält sie diese für
minderwertig? Dann kann man sie niemandem anbieten. Oder ist
Pferdefleisch ein Produkt, das wir Rindern und Schweinen
gleichstellen sollten? Das wäre insofern angemessen, als es schon
lange Ross-Schlachtereien gibt. Dann könnte man die neu etikettierten
Produkte aber auch wieder in den Handel geben.
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