Weser-Kurier: Zur Kritik an den Unisex-Tarifen der Versicherungen schreibt der Bremer WESER-KURIER:

Es schien eine so einfache Rechnung zu sein,
zumindest noch vor kurzem: Kunden, die zuvor für einige
Versicherungen weniger gezahlt haben, müssen mit einem leichten
Anstieg ihrer Versicherungsprämien rechnen. Umgekehrt jedoch dürften
Kunden, die mehr gezahlt haben, künftig weniger zahlen. Unisex-Tarife
sollten die Gleichberechtigung auch bei den Versicherungen besiegeln.
Doch wie es jetzt scheint, hat diese Gleichberechtigung auch einen
bitteren Beigeschmack. Denn anders als sich das viele ausgemalt
haben, wurden bei einigen Versicherungen die Tarife für alle
angehoben. Männer müssen nun für ihre Versicherung deutlich mehr
zahlen, Frauen aber nicht oder kaum weniger. Für die Verbraucher ist
das zunächst einmal eine durchaus ungünstige und vor allem ärgerliche
Entwicklung. Aber ein bisschen früh, um jetzt schon auf die
Barrikaden zu gehen und von illegalen Preiserhöhungen unter dem
Deckmäntelchen der Unisex-Tarife zu sprechen, ist es schon. Gerade
einmal drei Wochen laufen die neuen Tarife, die immerhin eine
grundlegende Änderung der bisherigen Versicherungsstrukturen
beinhalten. Genauso wie Rom nicht an einem Tag gebaut wurde, muss
sich auch hier bei den Versicherungen erst einmal einiges einpendeln.
Unabhängig davon ist es natürlich wichtig, diese Debatte zu führen.
Sie ist ein klares Signal an die Versicherungen, dass man ihnen auf
die Finger guckt. Denn neue Strukturen hin oder her: Private
Versicherungen bleiben gewinnorientierte Unternehmen, für die
Preiserhöhungen als Sicherungspolster für die neuen Regelungen
sicherlich nicht der schlechteste Weg sind. Doch gerade deshalb sind
zukünftig auch nicht nur die Versicherungen selbst, sondern wie so
häufig auch die Politik in der Pflicht. Hier geht es darum klarere
Richtlinien zu erlassen und vor allem engere Grenzen für die
Versicherungen zu entwickeln. Momentan haben die nämlich noch
weitgehend Narrenfreiheit, was die Umsetzung der Unisex-Tarife
angeht.

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