Außenminister Guido Westerwelle ist Opfer seiner
eigenen Politik geworden. In der Libyen-Frage wollte er endlich Farbe
bekennen. Dabei wäre es im Frühjahr viel leichter gewesen, sich bei
den stetig zahlreicher werdenden Befürwortern eines
Nato-Militärschlages gegen das Gaddafi-Regime einzuklinken. Doch
Westerwelle wählte den anderen Weg. Unter der Rückendeckung der
Kanzlerin und sogar begleitet vom Respekt führender Sozialdemokraten
und Grüner sagte er Nein zu den Luftangriffen. Nun aber, wo alle
klüger sind und lieber mit den Siegern feiern wollen, als sich zu
rechtfertigen für eine Position neben dem Mainstream, wird es einsam
um Westerwelle. Dabei hätte seine Entscheidung durchaus Respekt
verdient. Doch auch hier zeigt sich wieder Westerwelles Hang zur
Rechthaberei. Hätte er lediglich seine Linie verteidigt, auf die
Umdeutung zu einem persönlichen Erfolg hingegen verzichtet, er hätte
sich nichts vorzuwerfen. So aber scheint es, als seien auch seine
Tage als Außenminister gezählt. Der früher von den Medien häufig als
„zu nett“ für die Parteiführung beschriebene Philipp Rösler ist
gerade dabei, in der FDP seine Strukturen durchzusetzen. Westerwelle
selbst und seine letzten Getreuen stören da nur.
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