Westdeutsche Zeitung: Gegen Amokläufe kann ein schärferes Gesetz helfen – Kriminelle kommen zu leicht an Waffen Ein Kommentar von Lothar Leuschen

Wut, Hass und Rachegelüste sind schlechte
Ratgeber. Aber beim Anblick der Bilder aus Aurora, beim Gedanken an
den Amoklauf von Utøya, Erfurt und Winnenden will die Seele nur noch
Vergeltung. Wer unschuldige Menschen kaltblütig ermordet, verdient
weder Verständnis noch Mitleid. Der Schritt zur Lynchjustiz ist in
diesen Tagen in den USA sicher so klein, wie er es vor drei Jahren
nach Winnenden in Deutschland war.

Aus diesem Grund ist es gut, dass in zivilisierten Gesellschaften
ein unabhängiger Richter Recht spricht und nicht der schockierte, von
grauenvollen Bildern überwältigte Beobachter.

Aber sowohl das Gericht als auch die Gesellschaft beschäftigt die
Grundfrage: Warum hat der Täter das getan? Wie ist es möglich, dass
ein menschliches Wesen so unbarmherzig auf Wehrlose zielt? Alle
Erklärungsversuche für Amokläufe sind gescheitert. Denn auch noch so
blutrünstige Computerspiele machen aus dem Menschen am Joystick nicht
zwangsläufig einen Mörder. Und nicht jeder, der in einem
Schützenverein ist, wird dadurch zum potenziellen Serienmörder.

Es gibt kein Muster, das auf alle Amokläufer passt. Der Mörder von
Utøya ist mit dem Täter von Aurora nicht zu vergleichen, und auch der
Fall Winnenden trägt ganz andere Merkmale.

Das bedeutet, dass Bluttaten nicht vorhersehbar sind.
Vollständigen Schutz kann es deshalb davor auch nicht geben. Aber in
allen Rechtsstaaten müssen die Regierungen so gut wie möglich für die
Sicherheit ihrer Bürger sorgen. Wenn also schon der Täter nicht
rechtzeitig zu identifizieren ist, dann darf er wenigstens nicht an
Schusswaffen kommen. Im Waffenrecht sind beispielsweise Norwegen und
Deutschland den USA zwar weit voraus. Aber selbst, wo es nicht an
jeder Ecke Pistolen, Gewehre und Munition zu kaufen gibt, kommen
Kriminelle immer noch viel zu leicht an gefährliche Waffen

Also sind eindeutige Regeln notwendig. Die einfachste ist,
privaten Besitz von Waffen nur noch jenen zu erlauben, für die sie
von Berufs wegen notwendig sind. Alle anderen müssen sie sich für
jede einzelne Gelegenheit bei offiziellen Stellen leihen. Das ist
zugegeben ein großer bürokratischer Aufwand. Aber wenn er Bilder wie
die aus Aurora, Utøya, Erfurt oder Winnenden verhindert, macht er
sich sofort bezahlt.

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de