Armes Italien. Ein Regierungschef wird wegen des
Verdachts des Machtmissbrauchs und Sex mit einer Minderjährigen
angeklagt. Das ist beispiellos. Deshalb haben die Frauen von Mailand
bis Palermo am Wochenende nicht nur gegen den Politiker demonstriert,
sondern vor allem gegen den Schürzenjäger Silvio Berlusconi. Das Land
hat eine bessere Führung verdient. Die Wähler haben anders
entschieden. Das spricht nicht für die Opposition, die es nicht
versteht, die Charakterschwächen des Ministerpräsidenten aufzudecken
und Alternativen zu präsentieren. Bestechung, Korruption oder
Steuerhinterziehung waren bisher die Vorwürfe, gegen die sich
Berlusconi wehren musste. In anderen Ländern hätte ein Politiker mit
diesen Vorhaltungen keine Chance mehr. Angeklagt war Berlusconi
mehrfach, nur kurz vor einer Verurteilung hat er es immer noch
geschafft, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Dabei war ihm
nahezu jedes Mittel recht. Gesetze wurden so hingebogen, um den
Regierungschef vor der Justiz zu schützen. Rücktrittsgründe hat
Berlusconi genug. Sein letzter Schritt fehlt noch.
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